Hier versucht sich Kirche mal wieder selber zu feiern?

Hast du was anderes erwartet?

@vertuschung-beenden-official

Nein. Ich dokumentiere. Es sind nicht alle so gut vernetzt. Und es ist wichtig, daß ganze Disaster klar zu bennen und alles zu dokumentieren und öffentlich zu machen. Von vielen. Um nicht wieder vereinzelt zu werden. Oder eben zu sehen, aha, die Saubermänner aus Würzburg sind gern gesehene Gäste - im Gegensatz zu kirchenkritischen Betroffenen... und um zu zeigen: es schmort weiter am liebsten im eigenen Saft.

Was gehen uns schon die Ergebnisse ForuM-Studie an?

Man muss im Hier und Jetzt beginnen - ich sehe keinen Hoffnungsstrahl.

Ich war in Breklum und es waren viele Betroffene anwesend, die noch aktiv in der Kirche sind, in irgendeinem Kontext. Zu kritisieren ist der Veranstaltungsort und die Teilnahmegebühr von 120 EUR. Der Veranstaltungsort war für manchen Betroffene (inklusive mir) eine unnötige und teilweise schwere Belastung, die lange Anfahrt wirkte sicherlich auf manche ebenfalls nicht gerade einladend.

Möglicherweise eine Folge davon war, dass das Publikum fast ausschließlich kirchlich geprägt war (~95%). Menschen wie mich, die außerhalb der Kirche stehen, waren für die Veranstaltung auch irgendwie inhaltlich nicht eingeplant.

Mitgedacht wurde in den Veranstaltungsräumen: Kreuze als Trigger wurden entfernt, es gab ein sehr aktives junges Team der Stabsstelle Prävention und einen Breakoutroom mit traumasensibler Begleitung.

An bestimmten Stellen würde ich sagen war es ein produktiver Prozess, auch wenn der extreme Wunsch der Kirche nach Harmonie und Euphemismen überdeutlich zu sehen war, er aber eben nicht alles dominierte.

Der NDR hat im Schleswig-Holstein Magazin berichtet, immer hin durchschnittlich über eine Millionen Zuschauer.

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Missbrauch-in-der-Kirche-Wie-laeuft-die-Aufarbeitung,shmag125048.html

Die Tagung ist auch Berichterstattungsgegenstand des neuen Forum-Bulletin:

s3-eu-west-1.amazonaws.com//files.crsend.com/381000/381563/rss/media/16012129.htm

@tim1979

Ich finde die Überschrift grausig: "Stetiger Druck der Betroffenen nötig"

Genau diese passive Haltung ist mir "stetig" von Seiten hochrangiger Leitender in unterschiedlichen Funktionen begegnet. Und sie sagt meiner Meinung und meiner Erfahrung nach schlicht aus: Von "uns" aus machen "wir" einfach erst mal gar nichts. Und wenn Betroffene auf "uns" zukommen, dann sind "wir" ganz erstaunt, erschrocken, betroffen, erschüttert und bedanken uns für die wertvollen Hinweise, und bitten um Verständnis dafür, Zeit zu brauchen, denn alles unter dem Himmel hat doch seine Zeit, in Ewigkeit, Amen.

Warum sollte stetiger Druck der Betroffenen nötig sein? Im Grunde ist das nicht nachvollziehbar und auch nicht mehr verstehbar. Es baut sicherlich auf Traditionen auf, die es immer schon Reformbemühungen schwer gemacht haben. Reformen mussten immer GEGEN die Kirche (ganz allgemein) erkämpft werden. Allerdings ist das nicht mehr zeitgemäß, was sich in der gesellschaftlichen Abwendung auch von der "liberalen" evangelischen Kirche ausdrückt.

Ganz allgemein gilt für alle möglichen Organisationen nichts anderes als auch für die Institution evangelische Kirche: Dass sie (im Rahmen übergeordneter Gesetzgebungen) von sich aus bestimmt, welche Normen und Werte sie vertritt und dementsprechend auch in ihrem Wirkungskreis durchsetzt. Dafür ist kein Druck von außen nötig, es ist eine innere Bestimmtheit, eine innere Haltung, die im Idealfall nach außen wirkt. Die Umkehrung, wie hier mal wieder mantraartig rezipiert, ist einfach eine traurige Selbstaussage.

@kea Liebe Kea, vielen Dank für die Erwiderung. Die Aussage ist ja als Zitat gekennzeichnet. Nur ist mir unklar, ob es tatsächlich so gefallen ist. Vielleicht wird man durch den angekündigten epd-Bericht mehr wissen. Die geschilderte Haltung ist mir bekannt und ich ärgere mich darüber. Ich frage mich dabei, ob es sich um eine kirchliches Phänomen handelt oder die Gründe dafür in der allgemeinen menschlichen Psyche mit der Neigung zur Verdrängung zu suchen sind. VG Tim

@tim1979

Lieber Tim,

entschuldige, ich hatte mich nicht sorgfältig genug ausgedrückt. Das Zitat entstammt der Überschrift zu der Berichterstattung über die Breklumtagung. Ich bin deinem Link zum neuen Forum-Bulletin gefolgt, da findest du unter `Inhaltsangabe, Punkt 04` das Zitat, auf das sich mein Post bezog: "04/Tagung in Breklum: "Stetiger Druck der Betroffenen nötig"".

Ob es sich speziell um ein kirchliches Phänomen handelt, kann ich selbst natürlich nicht in Gänze beantworten, es ist mir (auch schriftlich in meinem Anerkennungsbescheid) in meinem Aufarbeitungskontext leider oft begegnet und in dieser Form in nichtkirchlichen Kontexten ehrlich gesagt noch nicht in gleicher Weise. Aber natürlich ist es auch ein sehr menschliches Phänomen, zu verdrängen, um die eigene Psyche zu schützen. Jedoch wäre hier meine Erwiderung: wenn Menschen, deren Proffession es ist, sich mit eben den durchaus menschlichen Abgründen zu befassen, diese Haltung verinnerlicht haben, dann halte ich das für bedenklich - ganz grundsätzlich, egal, ob es kirchliche oder nichtkirchliche Strukturen betrifft. Und damit kann ich Dir und deinem Ärger darüber ganz zustimmen!

@kea Liebe Kea, vielen Dank für die Replik. Jetzt habe ich mich wahrscheinlich nicht klar genug ausgedrückt. Die von Dir bemängelte Überschrift im Forum-Bulletin war ja selbst in Anführungsstriche gesetzt, so dass das auf ein Zitat hindeutet. Vielleicht erfährt man ja über den angekündigten epd-Bericht mehr.

@tim1979

Lieber Tim,

und diesmal entschuldige ich mich für meine lange Leitung... Hab`s jetzt verstanden 😎